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2022

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Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Islay
Abfüller: Wemyss Malts
Alter: 23 Jahre (1992/2015)
Alkoholgehalt: 46% Vol.
Fasstyp: Hogshead (Single Cask)
Farbe: Blassgold
Whiskybase ID: 72834

Die Destillerie Linkwood ist eine der unbekannten Diageo-Destillerien, weil sie hauptsächlich für die Blendindustrie arbeitet und deshalb nur sehr wenige Abfüllungen unter eigenen Namen auf den Markt bringt. Das ist schade, denn man produziert bei Linkwood durchaus sehr guten Maltwhisky. Umso erfreulicher ist es aber, dass es immer wieder Fässer der Destillerie zu unabhängigen Abfüllern schaffen. So auch von dem unabhängigen Abfüller Wemyss Malts.

Nase

Ein interessanter Antritt. Das Aroma ist sowohl süß und fruchtig, als auch deutlich würzig. Alles auf einmal. Der Farbe und Nase nach zu urteilen handelt es sich ziemlich sicher um ein Refill-Bourbonfass. Die Zitrusfrüchte sind dominant und erinnern in Kombination mit der Süße an Zitronenkuchen und Zitronencrème. Auch Orangen und Clementinen mischen sich darunter. Eine zarte Vanillenote hält sich dezent im Hintergrund. Die Eiche bringt würzige Noten, die mich an (Süß-)Gebäck und geröstetes Getreide erinnern. Die Eiche selbst ist sehr zurückhaltend. Mit der Zeit geht die Süße in der Nase etwas zurück und es wird herber. Nach dem ersten Probieren wird das Aroma etwas karamelliger und grüne Äpfel kommen hinzu.

Geschmack

Auf der Zunge ist er anfangs ebenfalls sehr süß. Die Zitrusfrüchte drängen sich dann in den Vordergrund. Dazu mischen sich aromatische grüne Äpfel und getrocknete Apfelringe. Wie auch in der Nase geht die Süße nach kurzer Zeit ein Stück zurück und würzige Eiche kommt hinzu. Sie bringt eine leichte Bitterkeit und Röstaromen mit, sodass ich an geröstetes/getoastetes Brot denken muss. Hinzu kommen Karamell und Marzipan, sowie ein Hauch Vanille im Hintergrund.

Abgang

Der Marzipan wird im Abgang ganz deutlich. Die Zitrusfrüchte bleiben zunächst präsent, ebenso die Äpfel. Die Eiche ist überraschend zurückhaltend. Erst ein paar Sekunden nach dem Schlucken wird es leicht bitter im Rachen. Nach mehrfachem probieren ändert sich das allerdings und die Eiche kommt früher und intensiver.

Fazit

Vom Charakter her handelt es sich bei dieser Abfüllung um einen leichten und frischen Malt mit relativ wenig Fasseinfluss. Das lässt auf ein Refill-Fass schließen. Für sein stattliches Alter von 23 Jahren hat er überraschend wenig Komplexität aufgebaut. Er lässt sich relativ einfach und unkompliziert trinken. Er schmeckt zwar nicht nach Tea, aber ich kann mir gut vorstellen ihn nachmittags auf der Terrasse zu genießen.

Wertung: 8,6 / 10

Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Isle of Islay
Alter: Ohne Altersangabe (7-21 Jahre)
Alkoholgehalt: 48% Vol.
Fasstyp: Ex-Bourbon, Ex-Oloroso Sherry Butts, Quarter Casks und europäische Eichenfässer
Farbe: Bernstein
Whiskybase ID: 93018

Das Thema des Laphroaig Lore ist die Überlieferung von Traditionen der Whiskyherstellung der letzten 200 Jahre. Die verschiedenen verwendeten Fasstypen stehen dabei jeweils für die unterschiedlichen Stile und Abfüllungen der verschiedenen Brennmeister von Laphroaig seit der Gründung der Destillerie. Vor allem bei den verwendeten Quarter Casks soll es sich laut Destillerie um Fässer „im Stile des 19. Jahrhunderts“ handeln.

Nase

Typischer, medizinischer Laphroaig-Rauch tritt in die Nase. Der Geruch erinnert an ein kaltes, erloschenes Lagerfeuer und Asche. Im Vergleich zu anderen Abfüllungen der Destillerie steht der Rauch allerdings nicht wie eine Wand vor den anderen Aromen, sondern lässt direkt am Anfang bereits viel Süße und Sherryaromen durch. Dazu kommen Honig, Karamell und Kräuterbonbons. Mit der Zeit wird es etwas würziger mit Zartbitterschokolade, Pfeffer und etwas Zimt. Auf der fruchtigen Seite finde ich zunächst Sauerkirschen und ein wenig Zitrusfrucht. Nach ein paar Minuten kommen schließlich Pflaumen und Birnen hinzu.

Geschmack

Der Antritt ist intensiv, der Rauch ist zunächst im Vordergrund. Allerdings nur sehr kurz, denn sehr schnell sind wieder die Süße und die Eichenwürze da. Der Geschmack ist sehr vielschichtig mit intensivem Sherry, sowie dunklen Früchten und Beeren. Die Kräuternoten und Kirschen kann ich wiederfinden, dazu Weingummi und Malz. Bereits vor dem Abgang wird das Mundgefühl deutlich bitterer mit dunkler Schokolade, Röstaromen, Pfeffer und einem Hauch von Zimt.  

Abgang

Der Abgang ist lang, der Zimt wird stärker. Die Süße ist zunächst noch da, geht aber ziemlich schnell zurück. Dann kommt wieder die volle Ladung bittere Eiche. Gegen Ende habe ich schließlich das Gefühl, dass die Früchte wieder verstärkt durchkommen. Vor allem an Cassis werde ich erinnert. Der Rauch bleibt über den gesamten Abgang immer präsent, aber nie zu aufdringlich.

Fazit

Der Lore ist ein interessanter Laphroaig mit einem deutlichen Sherryeinfluss. Die bis zu 21 Jahre alten Fässer geben dem Malt eine schöne Komplexität. Gleichzeitig ist der Rauch aufgrund des Alters bereits mehr eingebunden und nicht so erschlagend, wie bei manchen anderen Abfüllungen der Destillerie. Die europäischen Eichenfässer bringen eine ordentlich Portion Würze und Bitterkeit, die für meinen Geschmack aber nicht intensiver sein dürfte.

Wertung: 8,9 / 10

Land und Region: Schottland, Highlands
Alter: Ohne Altersangabe
Alkoholgehalt: 43% Vol.
Fasstyp: Europäische und amerikanische Eichenfässer
Farbe: Gold
Whiskybase ID: 70640

Wie der Name schon vermuten lässt, wurde dieser Malt ausschließlich aus Fässern kreiert, deren gereifter Spirit in den Wintermonaten gebrannt wurde. Als schottische Destillerie mit der kältesten Jahresdurchschnittstemperatur kann es hier auch für längere Zeit deutlich unter 0°C gehen. Da das Destillat bei Dalwhinnie noch ganz traditionell mit sog. Worm Tubs (Kupferspiralen, die außerhalb des Brennhauses durch ein Wasserbecken laufen) abgekühlt wird, bekommt der Spirit im Winter durch seine deutlich schnellere Abkühlung und den dadurch geringeren Kontakt zum Kupfer einen etwas anderen Charakter.

Nase

Süß und fruchtig geht es los. Der Geruch ist angenehm weich und leicht. Zitrusfrüchte wie Mandarinen und Orangen stechen sofort hervor. Hinzu kommen etwas Malz und Getreide, sowie eine deutliche, aber schwer einzuordnende, Kräuternote. Die Süße wird mit der Zeit etwas intensiver und erinnert mich zunehmend an Honig. Zu den Zitrusfrüchten gesellen sich helle Früchte (vor allem Birnen). Nach einiger Zeit macht sich schließlich sogar ein Hauch von Eiche bemerkbar.

Geschmack

Der allgemeine Charakter gleicht sehr der Nase, süße Früchte dominieren. Auf der einen Seite sind dies die oben genannten Zitrusfrüchte. Hinzu kommt eine sehr intensive Komponente, die mich an Obstbrand (ein Mix aus Birnen, Marillen und Pfirsich) erinnert. Dann kommt das Malz, sowie ein nussiges Gefühl mit einem Hauch von weißem Pfeffer. Im Hintergrund versteckt sich ein leichter Geschmack von Karamell.

Abgang

Die Eindrücke verschwinden leider ziemlich schnell von der Zunge. Die Früchte halten sich zumindest im Rachen noch etwas länger. Die Fässer bringen eine leichte Bitterkeit mit Assoziationen von Backkakao und Cappuccino.

Fazit

Hier haben wir es mit einer sehr gefälligen, aber dadurch eben auch leider sehr eindimensionalen Abfüllung zu tun. Vor allem der Abgang lässt ein noch recht junges Alter vermuten. Man richtet sich mit dem Winter’s Gold eindeutig eher an Einsteiger, als an eingefleischte Whiskykenner. Angesichts des Preises geht das aber absolut in Ordnung.

Wertung: 8,1 / 10

Land und Region: Schottland, Highlands
Alter: 1 Jahre (2006/2018)
Alkoholgehalt: 61,0% Vol.
Fasstyp: Ex-Bordeaux Rotweinfass (Einzelfass)
Farbe: Gold
Whiskybase ID: 107925

Bei der Straight from the Cask (SFTC) Serie der Destillerie Edradour ist der Name Programm. Es handelt sich um Einzelfassabfüllungen, bei der die Malts ohne Zugabe von Wasser, Farbstoff oder sonstigem abgefüllt werden. Besonders interessant ist dabei die Auswahl der Fässer. Da Andrew Symington, der Inhaber der Destillerie, bekannt dafür ist, gerne mit verschiedenen Fasstypen zu experimentieren, findet man in dieser Serie von Zeit zu Zeit auch ein paar besonders interessante „exotische“ Abfüllungen.

Nase

Die 61% sind deutlich zu spüren, ebenso der Rotwein. Für eine durchgängige, 11-jährige Lagerung im Rotweinfass, ist der Einfluss des Weins aber relativ dezent. Das Aroma ist leicht süß und deutlich fruchtig und würzig. Eine Kombination von Karamell und Schokolade erinnert mich an Toffifee-Pralinen. Dann wird die Eichenwürze stärker und erinnert mich zusammen mit der stechenden Alkoholnote etwas an Pfeffer. Die Früchte sind zunächst dunkel mit Brombeeren, Kirschen und Pflaumen. Mit der Zeit öffnet sich der Malt noch weiter und die Früchte werden frischer und leichter (Erdbeeren, Pfirsichen, Äpfeln und Aprikosen). Je länger man riecht, desto süßer wird das Aroma, die Würze der Eiche bleibt immer präsent.

Geschmack

Der Alkohol brennt auf der Zunge und betäubt teilweise die Geschmacksknospen. Der Geschmack ist sehr süß, die Früchte sind weniger schwer als in der Nase. Ich kann wieder Erdbeeren, Pfirsiche und rote Äpfel finden. Hinzu kommen Rosinen und ein Hauch Zitrusfrucht. Auch die Schokolade und der (weiße) Pfeffer sind wieder da. Mit der Zeit wird das Mundgefühl würziger mit feinen Gebäcknoten.

Abgang

Die Süße geht zurück, es wird etwas trockener am Gaumen. Die Schokolade bleibt deutlich spürbar. So wie die Süße zurück geht, kommt eine leichte Bitterkeit und wird von zarten Eichennoten begleitet. Der Malt hält sich sehr lange im Rachen. Zum Ende hin wird es etwas nussiger mit Walnüssen und Rosinen. Auch ein Mix aus verschiedenen Früchten taucht gegen Ende noch einmal im Hintergrund auf.

Mit Wasser

Das Aroma bleibt von Charakter her weitestgehend erhalten. Man spürt aber sofort, dass der Alkohol weniger stechend und störend ist. Gleichzeitig kommt die Süße in der Nase etwas mehr zur Geltung. Auch auf der Zunge ist er jetzt viel weicher. Ohne Verdünnung fand ich ihn fast nicht genießbar. Das gesamte Mundgefühl ist leichter und auch weniger würzig. Im Abgang hält sich die Süße länger und die Früchte sind bis zum Ende intensiver.

Fazit

Für diese Abfüllung wurde mal wieder ein schönes Fass ausgesucht. Aufgrund der Aromatik und Farbe würde ich davon ausgehen, dass es sich um ein Refill-Fass handelt. Für ein erst befülltes Bordeaux-Fass sind die Einflüsse des Weins viel zu gut eingebunden. Würze aus dem Fass ist deutlich vorhanden, allerdings nicht zu aufdringlich. Nur der Alkohol ist für meinen Geschmack etwas zu stark auf der Zunge. Experimentieren mit Wasser ist ausdrücklich erwünscht!

Wertung: 8,8 / 10

Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Isle of Islay
Alter: Ohne Altersangabe
Alkoholgehalt: 46% Vol.
Fasstyp: 70% Ex-Oloroso Sherryfässer und 30% Ex-Bourbonfässer
Farbe: Dunkler Bernstein
Whiskybase ID: 150543

Nase

Schwerer Sherry und kalter, medizinischer Rauch sind schön miteinander verwoben. Das Gefühl in der Nase ist anfangs sehr süß und erinnert etwas an Sirup, wird mit der Zeit aber trockener und auch würziger. Der Sherry bringt ein Mix aus verschiedenen getrockneten Früchten wie Rosinen, Backpflaumen und Cranberrys. Hinzu kommen Sauerkirschen, sowie eine subtile Zitrusnote, die mich an Orangeat erinnert. Die Eiche bringt Gewürzschrank-Aromen und intensiviert sich mit der Zeit zu einer Assoziation von frisch geschlagenem Eichenholz. Aromen der Bourbonfässer sucht man eigentlich vergebens, ein Hauch von Vanille kommt aber schließlich durch.

Geschmack

Auf der Zunge ist er ebenfalls sehr süß und überrascht mit einer sehr weichen Textur. Wieder ist der Rauch sehr stark, wird aber trotzdem fast vom Sherry erschlagen. Im Gegensatz zur Nase finde ich vermehrt frische (rote) Früchte wie verschiedene Beeren und Kirschen. Die Trockenfrüchte treten eher in den Hintergrund. Auch eine subtile Zitrusnote zeigt sich auf der Zunge, ist aber im Vergleich zum Orangeat in der Nase etwas saurer. Nach ein paar Sekunden kommt auch die Eiche durch, allerdings ziemlich dezent mit überraschend wenig Würze. Das Mundgefühl bleibt süß mit Anklängen von Schokolade.

Abgang

Der Abgang ist zunächst süß und fruchtig mit einer deutlichen Zimtnote, wird dann mit der Zeit aber deutlich trockener. Dann kommt der Rauch wieder hervor und verbindet sich mit einem Hauch von Eiche. Insgesamt ist der Abgang angenehm wärmend und lang. Der Rauch verbleibt auch noch im Rachen, nachdem die anderen Eindrücke verschwunden sind.

Fazit

Obwohl man es hier prinzipiell mit einer sehr rauchigen Abfüllung zu tun hat, ist der Rauch überraschend gut eingebunden und nicht dominant. Das mag vor allem am intensiven Sherry liegen, der einen schönen Gegenpol dazu bildet und den Rauch ein Stück weit erschlägt. Wer diese Kombination mag und einen Malt mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis sucht, liegt mit dem Sanaig goldrichtig.

Wertung: 8,7 / 10

Art: Single Malt
Land und Region: Deutschland, NRW (Sauerland)
Destillerie: Sauerländer Edelbrennerei
Alter: 3 Jahre (2018/2021)
Alkoholgehalt: 46,2% Vol.
Fasstyp: Ex-Rotwein- und Ex-Bourbonfässer
Farbe: Gold
Whiskybase ID: 186501

Unter dem Namen Thousand Mountains bringt die Sauerländer Edelbrennerei seit 2015 ihren Single Malt Whisky auf den Markt. Bei dem Mc Raven handelt es sich um die Standardabfüllung, die regelmäßig durch Sonderabfüllungen und Einzelfässer ergänzt wird.

Nase

Süße und Früchte steigen in die Nase. Es kommen Vanille und Karamell, sowie ein deutliches Aroma von reifen roten Äpfeln. Etwas dahinter finde ich Zitrusnoten, die mich an Mandarinen erinnern. Dann wird es etwas herber und leicht malzig in der Nase. Ein leicht scharfes Gefühl erinnert mich an Pfeffer. Nach einiger Zeit verbinden sich die Süße und die aromatischen Früchte zu einer interessanten floralen Aromatik. Aprikosen kommen hervor. Schließlich werden die Zitrusfrüchte etwas dominanter. Auf den ersten Blick harmonieren die beiden Fasstypen gut miteinander.

Geschmack

Auf der Zunge geht es nahtlos weiter. Entsprechend der Nase ist der Geschmack süß und fruchtig mit Äpfeln und Zitrusfrüchten. Letztere sind allerdings deutlich säuerlicher als in der Nase. Es folgen zarte Eichennoten, sowie etwas Marzipan und Zimt. Zusammen mit der Eiche kommen auch Zwetschgen, Rosinen und dunkle Schokolade zum Vorschein. Das hat etwas von Rum-Traube-Nuss Schokolade. Dazu wieder eine leichte, den Mund ausfüllende, Schärfe. 

Abgang

Die Süße geht langsam zurück, das Mundgefühl wird trockener und die Früchte klingen nach. Dann wird es wieder etwas weihnachtlich mit einer Kombination aus Zimt, Rosinen und Zartbitterschokolade. Gegen Ende kommen Nüsse, etwas Karamell und Ananas hinzu. Leider ist der Abgang nicht sehr lang.

Fazit

Die Sauerländer Edelbrennerei gehört eher zu den unbekannteren deutschen Produzenten von Single Malt Whisky. Dabei muss ich gestehen, dass ich diesen Malt bei einer Blindverkostung mit hoher Wahrscheinlichkeit nach Schottland verortet hätte. Das spricht für die Qualität des Mc Raven. Natürlich merkt man ihm (vor allem im Abgang) noch etwas sein junges Alter an, aber in ihm steckt ein enormes Potenzial. 

Wertung: 8,5 / 10

Land und Region: Schottland, Highlands
Alter: 8 Jahre (2009/2018)
Alkoholgehalt: 56,6% Vol.
Fasstyp: Ex-Bordeaux Rotweinfass (Einzelfass)
Farbe: Mahagoni
Whiskybase ID: 108236

Seit 2018 hat Deanston eine Abfüllung mit einem Finish in Ex-Bordeaux Rotweinfässern in Trinkstärke (46,3%) in ihrem Programm. In der Destillerie vor Ort kann man sich häufig von einem Einzelfass eine Flasche (je nach Verfügbarkeit 0,2l oder 0,7l) in Fassstärke selbst abfüllen. Dabei handelt es sich häufig ebenfalls um ehemalige Rotweinfässer, allerdings im Gegensatz zur Core Range Abfüllung um eine Vollreifung in diesem Fass. Das war auch bei meinem Besuch 2018 der Fall und ich habe mir gleich eine kleine Flasche davon mitgenommen. Meine Erfahrungen damit möchte ich hier gerne teilen:

Nase

Wie die Farbe schon erahnen lässt, ist der Wein in der Nase zunächst dominant. Das Aroma ist angenehm süß (fast sirupartig) mit vielen verschiedenen Früchten wie roten Beeren, reifen mehligen Äpfeln und Weintrauben. Der Wein ist relativ schwer, aber trotzdem nicht erschlagend. Es folgt eine leicht muffige Komponente, sowie Leder. Im Hintergrund bauen sich zarte Eichennoten auf. Nach einiger Zeit springen dann süße Kirschen hervor, die Würze der Eiche intensiviert sich. Es kommen dunkle Schokolade und Mon Chéri Pralinen. Der Alkohol ist kaum spürbar, bringt aber eine leichte Frische mit einer Assoziation von Zitrusfrüchten und einem Hauch Menthol.

Geschmack

Schwer und sehr süß breitet sich der Malt im Mund aus. Sofort kommen die Früchte durch. Ich werde erinnert an (Erd-)Beeren, Kirschen und Rosinen. Relativ schnell wird der Geschmack leicht bitter mit dunkler Schokolade und feinen Eichennoten. Auch auf der Zunge ist der Alkohol nicht zu scharf, prickelt allerdings etwas auf der Zungenspitze. Nach ein paar Sekunden füllt eine leichte Schärfe den gesamten Mund aus. Diese erinnert mich eher an eine pfeffrige Schärfe, als an scharfen Alkohol.

Abgang

Der Abgang ist angenehm lang und wärmend. Die Süße geht überraschend schnell zurück, eine leichte Trockenheit breitet sich am Gaumen aus. Es folgen Mandelplätzchen und dunkle Schokolade. Dann kommt wieder die Bitterkeit durch, die sich mit der Zeit weiter steigert. Die Früchte rücken in den Hintergrund.

Mit Wasser

Das Aroma bleibt sehr süß, die Aromen wirken in der Nase aber nicht mehr so schwer und komprimiert. Bereits in der Nase habe ich jetzt ganz deutlich die reifen Kirschen, sowie einen Hauch von Vanille. Auch auf der Zunge ist er nun etwas weniger schwer und regt den Speichelfluss an. Im Abgang hält sich die Süße deutlich länger und wird begleitet von Cappuccino, Gebäck und Kirschen.

Fazit

Dieser Malt hat das Prädikat „Weinbombe“ verdient, allerdings im positiven Sinne. Hier wurde ein tolles Fass ausgesucht, dass nach nur 8 Jahren auch bereits einen beträchtlichen Einfluss der Eiche erhalten hat. Viel länger hätte man es nicht lagern können, ohne dass der Malt seine tolle Balance eingebüßt hätte. Dieses Fass gefällt mir noch etwas besser als die Standardabfüllung aus dem Bordeaux-Fass. Auch ein paar Tropfen Wasser tun ihm gut.

Wertung: 9,0 / 10

Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Lowlands
Alter: Ohne Altersangabe (etwa fünf Jahre)
Alkoholgehalt: 59,9% Vol.
Fasstyp: Ex-Oloroso Sherry Butts (Amerik. Eiche)
Farbe: Heller Bernstein
Whiskybase ID: 216645

Bei dieser Abfüllung handelt es sich um dieselbe Auswahl an Fässern, die sonst für den Balcomie als Standardabfüllung (Tasting Notes siehe hier) verwendet wird. Allerdings wurde diese limitierte Edition mit fast 14% mehr Alkohol abgefüllt. Sie ist nach dem Family Reserve, der bereits 2020 veröffentlich wurde (Tasting Notes siehe hier) die zweite Ausführung einer Abfüllung der Core Range von Kingsbarns in Fassstärke. Im Online-Tasting des Founders Club mit Distillery Manager Peter Holroyd habe ich erfahren, dass die für diese Abfüllung verwendeten Fässer etwa fünf Jahre alt sind.

Nase

Es beginnt mit kräftigem, trockenem Sherry. Das Aroma ist etwas herb, säuerlich und bereits am Anfang würzig. Ich finde fast keine Süße, der Alkohol ist überraschend weich und keinesfalls störend. Wenn er ein paar Minuten steht, wird das Aroma deutlich fruchtiger und auch etwas Süße kommt hinzu. Die Früchte sind trotz deutlichem Sherryeinfluss nicht dunkel und schwer, sondern eher hell, frisch und aromatisch, wie man es vom Brennereicharakter von Kingsbarns kennt. Ich finde (Brat-)Apfel, Birnen, Aprikosen und Mandarinen. Im Hintergrund bewegen sich zarte Eiche und ein Hauch Vanille. Nach dem ersten Probieren werden die Gewürze intensiver. Sie erinnern mich an Muskatnuss und Zimt. Dazu kommt eine nussige Note.

Geschmack

Auf der Zunge kommt sofort der Alkohol und belegt die Zunge. Dann wird es süß und dunkle Früchte des Sherrys sind neben Äpfeln, Zitrusfrüchten und Pfirsichen ebenfalls zu spüren. Je länger man ihn im Mund behält, desto floraler wird der Geschmack. Es kommen schließlich noch Aprikosen hinzu, sowie Gebäcknoten und bereits vor dem Abgang ein Hauch Backkakao.

Abgang

Zunächst kommt noch die Süße durch, geht aber relativ schnell zurück. Ich finde wieder Zimtgebäck und Marzipankugeln. Die Eiche intensiviert sich und aus Vollmilchschokolade wird zunehmend zartbittere Haselnussschokolade. Für das Alter des Malts finde ich den Abgang verhältnismäßig lang. Gegen Ende habe ich dann noch einmal die Zitrusfrüchte auf der Zunge.

Mit Wasser

Mit etwas Wasser wird das Aroma leichter und spürbar süßer. Der Sherry geht etwas zurück und lässt den Brennereicharakter stärker durchscheinen. Die Früchte und floralen Noten werden intensiver. Auch im Geschmack wird er analog zur Nase deutlich süßer, fruchtiger und floraler. Trotzdem kommt auch die würzige Eiche weiterhin durch. Der Abgang ist ebenfalls süßer mit mehr Marzipan, sowie auch roten Früchten (vor allem Kirschen).

Fazit

Das Team von Kingsbarns schafft es, wie bei fast allen ihren Abfüllungen bis hierhin, trotz intensiven Fässern eine tolle Balance zwischen Brennereicharakter und Fasseinfluss finden. Unverdünnt ist er mir auf der Zunge etwas zu scharf und der Alkohol schluckt einige der anderen Eindrücke. Auch der Sherry wird mit ein wenig Wasser deutlich süßer und angenehmer. Ein Alkoholgehalt irgendwo zwischen der Fassstärke von 59,9% und den 46% der Standardabfüllung finde ich ideal.

Wertung: 8,7 / 10

Art: Single Malt
Land und Region: Deutschland, Bayern
Alter: 3 Jahre (2016/2020)
Alkoholgehalt: 60,6% Vol.
Fasstyp: Ex-Bourbon von Jack Daniel’s (Einzelfass)
Farbe: Blassgold
Whiskybase ID: 156669

Nase

Viel mehr als intensiver, phenolischer Torfrauch kann ich zunächst nicht finden. Der Geruch erinnert mich etwas an „Kuhstall“. Dahinter kommen nach einiger Zeit süße Bourbonaromen von Zitronencrème und Pfirsichen durch. Hinzu kommen Malz, viel Getreide und eine Kräuternote. Der Rauch geht nach ein paar Minuten etwas zurück, bleibt aber die ganze Zeit über dominant. Das Aroma wechselt zwischen süßen und sauren Eindrücken.

Geschmack

Ein starker Antritt auf der Zunge. Der Rauch ist auch im Mund dominant, lässt jedoch im Vergleich zur Nase mehr Bourbon und süße Früchte durch. Der Alkohol brennt scharf auf der Zunge, ich meine aber auch eine scharfe Chilinote zu schmecken. Nach ein paar Sekunden wird das Mundgefühl etwas herber und saurer. Hinzu kommen Zitronen und etwas Vanille.

Abgang

Auch im Abgang dominiert der Rauch. Erst ist das Gefühl im Rachen süß mit Karamell. Die Süße verblasst dann relativ schnell und Zitrusfrüchte und Eiche kommen hinzu. Dazu wieder die Assoziation einer Kräuterwiese. Der Abgang ist mittellang und gegen Ende kommt eine zarte Bitterkeit durch. Der Rauch bleibt am Ende alleine zurück.

Mit Wasser

Der Rauch wird sowohl in der Nase, als auch im Mund viel besser eingebunden. Die anderen Aromen intensivieren sich und auch die Süße tritt stärker hervor und verbleibt im Abgang länger. Marzipan kommt vor allem im Abgang ebenfalls hinzu.

Fazit

Für sein junges Alter ist er nicht schlecht, haut mich aber auch nicht wirklich um. Der Rauch ist etwas zu stark und erschlägt erst einmal alle anderen Aromen. Mit etwas Wasser gewinnt er deutlich an Komplexität und auch andere Aromen neben dem Rauch kommen mehr zur Geltung.

Wertung: 8,2 / 10

Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Speyside
Alter: 21 Jahre
Alkoholgehalt: 43% Vol.
Fasstyp: First Fill Ex-Bourbon und Ex-Oloroso Sherry
Farbe: Bernstein
Whiskybase ID: 165551

Nase

Das Aroma ist leicht süß und intensiv, aber nicht zu aufdringlich. Man merkt direkt, dass man einen älteren Malt im Glas hat. Der Sherry ist deutlich spürbar, der leichte Benromach-Rauch ist sehr dezent im Hintergrund. Je länger man wartet, desto mehr öffnet er sich. Mit der Zeit wird das Aroma noch süßer mit Orangen und Rosinen. Die Fässer bringen etwas Leder und Möbelpolitur mit. Hinzu kommt eine saure Komponente von Sauerkirschen und Zitrusfrüchten. Aromen der Eiche bauen sich langsam auf und erinnern mich schließlich an frisch geschlagenes Eichenholz. Der Rauch ist nach ein paar Minuten so gut wie nicht mehr wahrnehmbar, die Süße bringt Assoziationen von Apfelmus und Honig. Ein leicht kühlendes Gefühl in der Nase erinnert mich etwas an Minze.

Geschmack

Sehr weich verteilt er sich im Mund. Der Geschmack baut sich ebenso wie die Nase langsam auf und ist noch etwas süßer als das Aroma. Wieder ist der Sherry im Vordergrund und ich kann Orangen, Kirschen, Rosinen und Backpflaumen finden. Auch auf der Zunge habe ich eine saure Komponente, auch wenn die Zitrusfrüchte deutlich in den Hintergrund gerückt sind. Nach ein paar Sekunden wird es etwas würziger mit Weihnachtsgewürzen, Nüssen (vor allem Mandeln) und einer Mund ausfüllenden Pfeffernote.

Abgang

Im Abgang ist er ebenso weich wie im Antritt. Zunächst sind süße Früchte noch dominant, die Süße verschwindet aber recht schnell. Zurück bleiben Rosinen und Nüsse, sowie ein leichter Hauch von Torfrauch. Dazu kommen zarte Eichennoten und ein kühlendes Gefühl von Menthol im Rachen. Der Abgang ist relativ lang.

Fazit

Lecker und vielschichtig. Vor allem in der Nase gefällt er mir sehr gut. Ansonsten bin ich etwas hin und her gerissen, ob ihm ein paar mehr Prozent Alkohol guttun würden. Die pfeffrige Note im Mund gleicht das allerdings etwas aus. Auch wenn meiner Meinung nach der Sherry etwas intensiver, als der Bourbon ist, sollte man auf keinen Fall eine Sherrybombe erwarten.

Wertung: 8,9 / 10