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Edradour

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Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Highlands
Unabhängiger Abfüller: Signatory Vintage (The Un-Chillfiltered Collection)
Alter: 10 Jahre (2008 – 2018)
Alkoholgehalt: 46% Vol.
Fasstyp: Sherry Cask #26
Farbe: Dunkler Bernstein bis Mahagoni
Whiskybase ID: 117754

Unabhängige Edradour-Abfüllungen von Signatory Vintage haben eine lange Tradition, auch wenn der Begriff “unabhängig” in diesem Fall nicht zu 100% korrekt ist, denn der Whisky-Legende Andrew Symington gehört Signatory Vintage ebenso wie die Edradour Distillery. Sogar die Fässer von Signatory lagern überwiegend in den Lagerhäusern von Edradour. Entsprechend hoch ist bei diesen Abfüllungen auch die Fallhöhe, denn man repräsentiert damit schließlich beide Marken auf einmal. Bekannt sind diese Abfüllungen vor allem durch ihren intensiven Sherry-Fässer.

Nase

Ein intensiver Antritt mit sehr viel Sherry und einem leicht muffigen Aroma von nassem Keller. Der Charakter ist auf der einen Seite sehr süß, auf der anderen Seite auch deutlich würzig. Der Geruch erinnert mich an kandierten Zucker mit Karamell und einem Hauch von Vanille. Hier wurden vermutlich amerikanische Eichenfässer verwendet. Hinzu kommen Fruchtnoten von reifen Äpfeln, Quittengelee und getrockneten Orangen. Auf der würzigen Seite finde ich ein Aroma von Kräuterwiese bzw. zusammen mit der prägnanten Süße auch Kräuterbonbons. Hinten heraus kommt schließlich die Eiche, die ein leicht trockenes Gefühl in der Nase erzeugt. Auch eine etwas kühlende alkoholische Note trotz des auf 46% eingestellten Alkoholgehalts kann ich spüren.  

Geschmack

Gemessen am Alkoholgehalt sehr vollmundig mit der vollen Ladung Sherry und einem scharfen Prickeln auf der Zunge. Zunächst klebrig süß, dann herber werdend, mit einem leicht säuerlichen Touch. Wieder finde ich die roten Äpfel, dazu noch weitere süße Früchte (vor allem Waldbeeren). Auch die Vanille ist wieder präsent. Die Eiche kommt mit einer zartbitteren Note, Kräuterbonbons, Weihnachtsgewürzen und Gebäcknoten. Die Süße hält gut dagegen. Kurz vor dem Abgang deutet sich Marzipan an.

Abgang

Der Marzipan wird intensiver, auch die Vanille ist noch deutlich spürbar. Die Süße geht langsam zurück und ein Geschmack von Milchschokolade und Nüssen breitet sich aus. Schließlich wird es etwas bitterer, der Abgang ist lang und wärmend. Gegen Ende wird es dann nochmal deutlich fruchtiger. Auch wenn die Süße schon am Anfang zurück geht, bleibt sie bis zum Ende präsent.

Fazit

„Unabhängige“ Edradour-Abfüllungen von Signatory Vintage haben mich bisher eigentlich noch nie enttäuscht. So auch diese nicht. Hier kommen die Liebhaber von Sherrybomben mal wieder voll auf ihre Kosten. Die 46% erscheinen mir gut gewählt. In Fassstärke wäre er mir wahrscheinlich etwas zu scharf gewesen.

Wertung: 8,7 / 10

Land und Region: Schottland, Highlands
Alter: 1 Jahre (2006/2018)
Alkoholgehalt: 61,0% Vol.
Fasstyp: Ex-Bordeaux Rotweinfass (Einzelfass)
Farbe: Gold
Whiskybase ID: 107925

Bei der Straight from the Cask (SFTC) Serie der Destillerie Edradour ist der Name Programm. Es handelt sich um Einzelfassabfüllungen, bei der die Malts ohne Zugabe von Wasser, Farbstoff oder sonstigem abgefüllt werden. Besonders interessant ist dabei die Auswahl der Fässer. Da Andrew Symington, der Inhaber der Destillerie, bekannt dafür ist, gerne mit verschiedenen Fasstypen zu experimentieren, findet man in dieser Serie von Zeit zu Zeit auch ein paar besonders interessante „exotische“ Abfüllungen.

Nase

Die 61% sind deutlich zu spüren, ebenso der Rotwein. Für eine durchgängige, 11-jährige Lagerung im Rotweinfass, ist der Einfluss des Weins aber relativ dezent. Das Aroma ist leicht süß und deutlich fruchtig und würzig. Eine Kombination von Karamell und Schokolade erinnert mich an Toffifee-Pralinen. Dann wird die Eichenwürze stärker und erinnert mich zusammen mit der stechenden Alkoholnote etwas an Pfeffer. Die Früchte sind zunächst dunkel mit Brombeeren, Kirschen und Pflaumen. Mit der Zeit öffnet sich der Malt noch weiter und die Früchte werden frischer und leichter (Erdbeeren, Pfirsichen, Äpfeln und Aprikosen). Je länger man riecht, desto süßer wird das Aroma, die Würze der Eiche bleibt immer präsent.

Geschmack

Der Alkohol brennt auf der Zunge und betäubt teilweise die Geschmacksknospen. Der Geschmack ist sehr süß, die Früchte sind weniger schwer als in der Nase. Ich kann wieder Erdbeeren, Pfirsiche und rote Äpfel finden. Hinzu kommen Rosinen und ein Hauch Zitrusfrucht. Auch die Schokolade und der (weiße) Pfeffer sind wieder da. Mit der Zeit wird das Mundgefühl würziger mit feinen Gebäcknoten.

Abgang

Die Süße geht zurück, es wird etwas trockener am Gaumen. Die Schokolade bleibt deutlich spürbar. So wie die Süße zurück geht, kommt eine leichte Bitterkeit und wird von zarten Eichennoten begleitet. Der Malt hält sich sehr lange im Rachen. Zum Ende hin wird es etwas nussiger mit Walnüssen und Rosinen. Auch ein Mix aus verschiedenen Früchten taucht gegen Ende noch einmal im Hintergrund auf.

Mit Wasser

Das Aroma bleibt von Charakter her weitestgehend erhalten. Man spürt aber sofort, dass der Alkohol weniger stechend und störend ist. Gleichzeitig kommt die Süße in der Nase etwas mehr zur Geltung. Auch auf der Zunge ist er jetzt viel weicher. Ohne Verdünnung fand ich ihn fast nicht genießbar. Das gesamte Mundgefühl ist leichter und auch weniger würzig. Im Abgang hält sich die Süße länger und die Früchte sind bis zum Ende intensiver.

Fazit

Für diese Abfüllung wurde mal wieder ein schönes Fass ausgesucht. Aufgrund der Aromatik und Farbe würde ich davon ausgehen, dass es sich um ein Refill-Fass handelt. Für ein erst befülltes Bordeaux-Fass sind die Einflüsse des Weins viel zu gut eingebunden. Würze aus dem Fass ist deutlich vorhanden, allerdings nicht zu aufdringlich. Nur der Alkohol ist für meinen Geschmack etwas zu stark auf der Zunge. Experimentieren mit Wasser ist ausdrücklich erwünscht!

Wertung: 8,8 / 10

Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Highlands
Unabhängiger Abfüller: The Ultimate Whisky Company (van Wees)
Alter: 9 Jahre (2010/2020)
Alkoholgehalt: 56,8% Vol.
Fasstyp: First Fill Ex-Sherry Butt (Single Cask)
Farbe: Mahagoni
Whiskybase ID: 158221

Nase

Das Einzige, was ich nach dem ersten Riechen sagen kann ist: Sherry! Dieser liegt hier nämlich deutlich über allem. Auch der hohe Alkoholgehalt ist hinter diesem üppigen Sherryaroma nur im Hintergrund als leicht kühlendes Gefühl in der Nase wahrzunehmen. Mit dem Sherry kommen dunkle Früchte wie überreife Kirschen, Pflaumen und (Brom-)Beeren. Dann finde ich Nüsse wie gebrannte Mandeln, Pistazien, sowie Marzipan. Dabei ist das Gefühl in der Nase nicht unbedingt süß, sondern eher ein Wechselspiel zwischen einer leichten Süße und leicht säuerlichen Eindrücken. Nach ein paar Minuten kommt auch noch eine dezente Würze hinzu – das Fass macht sich auch bemerkbar.

Geschmack

Der Eindruck der Nase wiederholt sich auf der Zunge. Ich kann mich nicht entscheiden ob der Antritt eher auf der süßen, oder der säuerlichen Seite liegt. Mit der Zeit wird das Mundgefühl auf jeden Fall deutlich trockener. Der Sherry liegt schwer auf der Zunge, ich finde wieder die oben genannten Früchte, sowie jetzt auch, stärker als in der Nase, getrocknete Früchte wie Rosinen und Datteln. Dann wird die Eiche intensiver und bringt leicht bittere Aromen von geröstetem Kaffee und Backkakao mit.

Abgang

Dieses Gefühl von geröstetem Kaffee und Backkakao verbleibt mit einem Hauch Sherry über den gesamten, langen Abgang hinaus.

Mit Wasser

Mit etwas Wasser lüftet sich der Schleier des Sherrys deutlich. Die Aromen wirken nicht mehr so dicht gedrängt und komprimiert. Der Eindruck in der Nase wird etwas leichter und süßer. Ich finde jetzt nicht mehr überwiegend die reifen, dunklen Früchte, sondern auch kandierte Früchte und Aprikosen. Auch auf der Zunge ändert er seinen Charakter in diese Richtung. Das Mundgefühl wirkt einfach harmonischer.

Fazit

Der Abfüller hat sich für diese Abfüllung ein hervorragendes Fass ausgesucht. Hier bekommt man einen fassstarken Edradour mit fast 57% und einer vollen Ladung Sherry. Genau das, was man von den typischen unabhängigen Einzelfassabfüllungen aus dem Hause Edradour erwartet. Und das was man an ihnen so liebt.

Aber: Auch wenn er mit dem verhältnismäßig hohen Alkoholgehalt sehr gut trinkbar war und eigentlich kein Wasser benötigt, hat er mir mit ein paar Tropfen Wasser noch deutlich besser geschmeckt.

Wertung: 8,9 / 10