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Lagavulin

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Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Isle of Islay
Alter: 11 Jahre
Alkoholgehalt: 46% Vol.
Fasstyp: Finish für 8 Monate in karibischen Rumfässern
Farbe: Bernstein
Whiskybase ID: 252262

Bei Lagavulin handelt es sich ja traditionell um eine der konservativeren Islay-Destillerien, was die Veröffentlichung von neuen Abfüllungen und Sondereditionen angeht. In Kooperation mit dem amerikanischen Schauspieler Nick Offerman (bekannt vor allem durch die Serie Parks and Recreation) sind seit 2019 allerdings mittlerweile vier Sondereditionen erschienen. Diese zeichnen sich unter anderem durch eine für Lagavulin untypische Fassauswahl aus. So wurde die zweite Offerman Edition z. B. in Guinness-Fässern nachgereift. Bei der vierten, im Frühjahr 2024 neu erschienenen, Edition erfolgte ein Finish des Malts für 8 Monate in Rumfässern aus der Karibik. Handelt es sich dabei nur ein Werbegag oder um eine ernstzunehmende Abfüllung? Finden wir es heraus…

Nase

Wie zu erwarten intensiver und leicht kühlender Torfrauch. Ich werde an ein erloschenes Lagerfeuer mit medizinischen Anklängen und leicht salziger Meeresbrise erinnert. Wenn sich der Rauchschleier nach kurzer Zeit lüftet, strömt eine interessante fruchtige Süße aus dem Glas. Zu den typischen, leicht säuerlichen Zitrusfrüchten des typischen Lagavulin-Charakters gesellt sich eine bunte Mischung reifer, aromatischer Früchte mit einem deutlichen tropischen und auch leicht floralen Touch. Ich finde Birnen, Limetten, Mandarinen, Bananen, gegrillte Ananas und Rohrzucker. Im Hintergrund bauen sich zarte Eichennoten auf, die aber nicht wirklich gegen die anderen Aromen ankommen. Der Rauch geht mit der Zeit etwas zurück, bleibt aber jederzeit spürbar und bindet sich schön in das Gesamtbild ein.

Geschmack

Zunächst nicht so süß wie erwartet. Der Rauch ist sofort präsent, der volle Geschmack baut sich etwas langsamer auf. Auch die Früchte brauchen ein paar Sekunden, um sich im Mund auszubreiten. Wie auch in der Nase finde ich dann einen frischen, tropischen Fruchtmix. Wieder kommen zuerst die leicht sauren Zitrusfrüchte, bevor sich die Süße mit Assoziationen von frischem Obstsalat durchsetzt. Im Vergleich zur Nase sind die Früchte im Mund schwerer voneinander zu trennen. Bananen, Ananas und Mandarinen meine ich herauszuschmecken. Der Rauch tritt gleichzeitig etwas in den Hintergrund. Hinzu kommen leicht angebrannter Karamell und Zuckersirup. Langsam setzt sich schließlich die Eiche durch und bringt Röstnoten von Malz und Brot.    

Abgang

Nach einem kurzen Aufbäumen verblasst die Süße und der Rauch wird wieder intensiver. Auch die Eiche kann sich im Abgang deutlich besser behaupten. Ein zartbitterer Geschmack mit geröstetem Malz und Gewürzen breitet sich im Rachen aus. Die Zitrusfrüchte kommen nach ein paar Sekunden nochmals stärker durch und bleiben zusammen mit gegrillter Ananas und dem Torfrauch zurück. Der Abgang würde ich als mittellang bezeichnen, der Rauch ist noch etwas länger spürbar.

Fazit

Rauchige Islay-Abfüllungen aus Rumfässern gibt es leider sehr selten. Das ist schade, denn der maritime und oftmals rauchige Islay-Charakter harmoniert hervorragend mit dem karibischen Einfluss der Rumfässer. Warum auch nicht, schließlich ist die Karibik auch sehr vom Meer geprägt. Wer bei dieser Abfüllung an Winter und Kaminfeuer denkt, liegt definitiv daneben, denn Lagavulin hat hier einen echten Sommerwhisky geschaffen, der leicht zu trinken ist und einfach Spaß macht.

Wertung: 8,7 / 10

Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Isle of Islay
Alter: 8 Jahre
Alkoholgehalt: 48% Vol.
Fasstyp: Refill europäische Eiche, Amerikanische Eiche
Farbe: Hellgelb/Weißwein
Whiskybase ID: 78627

Nase

Der starke Rauch von Lagavulin ist sofort in der Nase präsent. Dazu kommt eine leichte alkoholische Frische, die dem erhöhten Alkoholgehalt von 48% geschuldet ist. Hinter dem dominanten Rauch verstecken sich fruchtig-süße Noten, die einige Zeit brauchen, um den Rauch etwas zu verdrängen. Diese Fruchtigkeit erinnert an Zitrusfrüchte. Zum einen an frische Zitronen, zum andern zusammen mit der leichten Süße an reife Mandarinen, und Orangen. Dazu kommt ein maritimer Charakter mit einer Assoziation einer salzigen Meeresbrise und Räucherfisch. Nach einiger Zeit kommt zusätzlich noch eine leichte Getreidenote wie von getrocknetem Malz durch.

Geschmack

Auch im Mund ist der Rauch anfangs sehr dominant. Danach breitet sich eine leichte Süße aus. Beim zweiten Probieren geht der Rauch etwas zurück und die Süße kommt etwas stärker durch. Auch die Zitrusfrüchte treten wieder hervor. Zusammen mit einem Prickeln auf der Zunge erinnert mich das an Orangenbrause.

Abgang

Der Rauch hält sich sehr lang, während die anderen Aromen und die Süße dahinter vergleichsweise schnell verblassen.

Fazit

Wahrscheinlich jeder, der rauchige Whiskys mag, hat schon einmal den 16-jährigen Lagavulin probiert oder zumindest davon gehört. Diese Abfüllung hier ist nun das komplette Gegenteil zum 16-Jährigen. Er ist nur halb so alt, ihm fehlt dadurch die Komplexität und natürlich der starke Sherryeinfluss, die den 16-Jährigen so interessant machen. Natürlich drängt sich dann die Frage auf, was Diageo mit dieser Abfüllung bezwecken wollte.

In der Core range von Lagavulin gibt es traditionell wenige Abfüllungen die meist einen starken Sherryeinfluss haben. Man kann also davon ausgehen, dass dieser 8-Jährige ein Blick hinter die Kulissen (also das Fass) sein soll und den Destilleriecharakter von Lagavulin in den Vordergrund stellen soll. Das ist ihnen definitiv gelungen, denn der Rauch und die Fruchtigkeit des Spirit dominieren hier. Abgesehen davon gibt es bei diesem Malt aber leider wenig zu entdecken. Interessant zum Probieren ist er definitiv. Die Frage, ob er zum regelmäßigen Genießen dem, meiner Meinung nach, viel interessanteren 16-Jährigen vorzuziehen ist, muss jeder für sich selbst beantworten.

Wertung: 8,0 / 10