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Tag 1: Anreise nach Edinburgh und Zug nach Inverness

Über die Anreise nach Schottland habe ich in meinen vorherigen Reiseberichten ja bereits ausführlich berichtet. Bei einer Flugzeit von etwa 2 Stunden von Frankfurt nach Edinburgh ist Schottland alles andere als ein weit entferntes Reiseziel. Wenn man jedoch die Anreise zum Flughafen in Frankfurt und den Transfer von Edinburgh zum Zielort der ersten Nacht miteinbezieht, ist man gut und gerne mal einen kompletten Tag unterwegs. Vor allem wenn man seine erste Nacht nicht direkt in Edinburgh, sondern weit außerhalb verbringt.

In diesem Jahr ist uns zum Glück eine Fahrt mit der Fähre am Abreisetag erspart geblieben, dennoch haben wir an diesem Tag noch einige Kilometer (oder Meilen) zurückzulegen, denn unser Ziel für die Nacht ist Inverness. Die etwa 150 Meilen (entspricht etwa 240 km) legen wir ausnahmsweise mal nicht mit dem Bus, sondern mit dem Zug zurück. Dies hat hauptsächlich zwei Gründe: Zum einen geht die Zugstrecke mitten durch die Highlands, was uns landschaftlich super auf die kommenden Tage auf der North Coast 500 einstimmt. Zum andern liegt unser gebuchtes Hotel direkt neben dem Hauptbahnhof in Inverness, sodass zumindest ein weiterer Transfer gespart werden kann.

Tatsächlich hat mir die Zugfahrt durch die Highlands sehr gut gefallen, auch wenn das Wetter auf unserer Strecke größtenteils bescheiden war. In Inverness angekommen, checken wir im Royal Highland Hotel ein. Dass es sich bei dem Royal Highland Hotel um ein Hotel mit langer Tradition (Eröffnung 1856) handelt, merkt man spätestens, wenn man die Lobby betritt. Durch den imposanten Treppenaufgang in die oberen Etagen (siehe Foto) fühlt man sich eher als sei man auf der Titanic, als in einem Hotel. Und tatsächlich besagt die Legende, dass die Planer und Bauer der Titanic sich an dieser Treppe eine Anregung für die Treppen auf dem Schiff geholt haben.

Titanic-Feeling im Hotel

Ein Ort in Schottland ist ja bekanntlich nur so gut wie seine Pubs. Und Pubs gibt es (wer hätte es gedacht) reichlich in Inverness. Unser Pub der Wahl an diesem Abend ist das Hootananny, in dem es passenderweise sogar Livemusik gibt. Es toller Einstieg in unsere diesjährige Fahrt! Eine kleine persönliche Empfehlung am Rande: Wer in Inverness oder um Inverness herum unterwegs ist, sollte auf jeden Fall die verschiedenen Biere der Black Isle Brewery probieren.

Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Orkney
Alter: Ohne Alter
Alkoholgehalt: 43% Vol.
Fasstyp: First Fill Ex-Bourbon
Farbe: Tiefgold
Whiskybase ID: 70740

Die Brennerei Scapa liegt auf der Insel Mainland der schottischen Orkney-Inseln. Damit ist sie hinter Highland Park die zweitnördlichste Brennerei Schottlands und hat mittlerweile einen jährlichen Ausstoß von etwa 1.000.000 Liter. Die Destillerie wurde nach ihrer Schließung 2004 Ende desselben Jahres wiedereröffnet, aber die meisten alten Lagerbestände sind mittlerweile aufgebraucht. Deshalb gibt es nur noch wenige ältere Abfüllungen von vor der Schließung. Der Skiren ist eine der neuen Abfüllungen, trägt kein Alter und stellt zurzeit eine von wenigen Standardabfüllungen der Destillerie dar.

Nase

Das Aroma erweckt anfangs einen leichten und frischen Eindruck einer Meeresbrise, dann tritt Malz und Zitrusfrucht in den Vordergrund. Interessanterweise wird das Aroma anschließend zunehmend süßer, sodass man die Zitrusnoten mit reifen Orangen und Mandarinen in Verbindung bringt. Ebenfalls findet man im Aroma Äpfel, wobei durch die zunehmende Süße eine Assoziation von reifen, roten Äpfeln in frisch gebackenem Apfelkuchen entsteht. Nach dem ersten Probieren wird eine fast sirupartige Süße dominant und erinnert an Zuckersirup und Honig. Lässt man dem Whisky genug Zeit und die Nase gewöhnt sich an die dominanten Aromen, findet man auch würzigere Heidekrautnoten.

Geschmack

Es breitet sich zunächst ein cremiges Gefühl im Mund aus, wobei auch hier das Malz und der Apfelkuchen zu finden sind. Wie auch in der Nase wird beim zweiten Probieren das Mundgefühl deutlich von der sirupartigen Süße geprägt. Der Abgang ist sehr weich und mittellang.

Abgang

Die Süße verblasst im Abgang langsam und das Mundgefühl wird etwas trockener aber nicht gänzlich trocken.

Fazit

Wie bereits in der Einleitung beschrieben, kann Scapa zurzeit auf wenige ältere Fässer zurückgreifen. Der Skiren trägt kein Alter, sodass auch bei diesem Malt von einer sehr jungen Abfüllung auszugehen ist. Durch die Reifung in First Fill Fässern kann er seine vermeintliche Jugend aber gut hinter einer intensiven Fassreifung verstecken und wirkt schon etwas reifer als einige andere Malts ohne Altersangabe. Fans von Bourbon-Fass gereiften Whiskys bekommen hier definitiv Lust auf mehr. Alles in allem würde ich sagen, dass Scapa auf dem richtigen Weg ist. Wenn sie in ein paar Jahren in der Lage sein werden ältere Fässer in größerer Stückzahl abzufüllen, wird es auf jeden Fall interessant werden.

Wertung: 7,8 / 10

Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Orkney
Alter: 12 Jahre
Alkoholgehalt: 40% Vol.
Fasstyp: First und Second Fill Sherry
Farbe: Heller Bernstein
Whiskybase ID: 96755

Nase

Die leichte Rauchigkeit, die für Highland Park Malts typisch ist, habe ich sofort in der Nase. Sie tritt aber schnell in den Hintergrund und es folgen Anklänge von Sherry und eine Honigsüße. Der Sherry bringt eine Assoziation von frischen, reifen Früchten mit. Nach einiger Zeit setzen sich mehr und mehr würzige Noten (Ingwer) und frische Kräuter (Heidekraut) durch. Nach dem ersten Probieren tritt die Süße weiter in den Hintergrund und würzige Noten vom Fass kommen stärker durch. Zu diesen würzig-herben Noten kommt eine subtile Malzigkeit, was in der Kombination entfernt an Bier erinnert. Die frischen Früchte weichen Trockenfrüchten wie etwa Rosinen.

Geschmack

Beim Probieren treten zunächst nochmal die Süße und der Sherry in den Vordergrund. Auch die leichte Rauchigkeit ist anfangs wieder präsent. Ähnlich wie in der Nase werden diese Noten langsam durch die Würze der Eiche und die malzigen Noten abgelöst.

Abgang

Diese Noten bleiben auch beim langen Abgang dominant, wobei die Würzigkeit der Eiche dabei leicht in eine Bitterkeit mit einer Assoziation von geröstetem Kaffee übergeht.

Fazit

Highland Park hat es geschafft, mit seiner 12-jährigen Standardabfüllung einen für sein Alter gut gereiften Malt zu kreieren. Bemerkenswert ist dabei, dass ausschließlich Sherryfässer verwendet werden. Die leicht herben und bitteren Noten lassen dabei auf die (zumindest teilweise) Verwendung von europäischen Eichenfässern schließen. Die leichte Rauchigkeit, die für Malts von Highland Park so typisch ist, bietet einen interessanten Gegensatz zur Süße des Sherrys und rundet die Eindrücke dieser Abfüllung optimal ab. Zudem ist er als Standardabfüllung sehr preiswert, was ihn fast schon zu einem „Must-have“ in dieser Altersklasse macht.

Wertung: 8,2 / 10