Tag

Tasting Notes

Browsing

Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Islay
Alter: 14 Jahre (2009 – 2024)
Alkoholgehalt: 58,7% Vol.
Fasstyp: : Bourbon und Finish in Ruby Port Hogsheads
Farbe: Intensiver Bernstein
Whiskybase ID: 249708

Alle Jahre wieder ist der Frühling die Zeit der Fèis Ìle Abfüllungen der Islay-Brennereien. Bei Ardbeg gibt es jährlich ein „Committee Release“ kurz vor dem Fèis Ìle (bzw. dem Ardbeg Day), bei Laphroaig nennt sich die jährlich wiederkehrende Abfüllung „Càirdeas“. Bunnahahain bringt zur Festival-Saison bekanntlich immer mehrere Abfüllungen heraus, die sich hauptsächlich in Alter und entsprechend auch in ihrem Preis stark voneinander unterscheiden. Diese Abfüllung hier ist die günstigere mit einem trotzdem schon stolzen Alter von 14 Jahren. Die verwendeten Ex-Bourbonfässer wurden am 26.05.2009 erstmals befüllt. Am 17.11.2020 wurde der Malt schließlich umgefüllt und bis zur Abfüllung in ehemaligen Ruby Port Hogsheads nachgereift.

Nase

Ein leicht muffiger Geruch mit einer deutlichen Weinnote des Portweins steigt sofort in die Nase. Es folgen intensive Fruchtnoten von Brombeeren, Johannisbeeren und getrockneten Früchten, aber auch von typischen Bourbon-Früchten wie Aprikosen. Hinzu kommt eine subtile Süße von braunem Zucker und Karamell. Der Alkohol ist schön eingebunden und nicht störend in der Nase. Die Süße wird komplementiert von säuerlichen Eichennoten mit einer zarten Bitterkeit und einem Hauch von schwarzem Pfeffer. Insgesamt setzt sich der Portwein meiner Ansicht nach gegen den Bourbon durch.

Geschmack

Sehr süß auf der Zunge mit einem alkoholischen Prickeln, sowie weißem Pfeffer. Zusammen mit den Portweinnoten baut sich ein sehr cremiges, fast sirupartiges Mundgefühl mit Karamellbonbons und schweren dunklen Früchten auf. Der braune Zucker, sowie die Karamellnoten sind ebenfalls da. Nach ein paar Sekunden wird die Eiche präsenter und bringt eine deutliche Bitterkeit mit sich. Die Süße geht gleichzeitig etwas zurück und es stellt sich eine schöne Balance ein. 

Abgang

Im Abgang schlägt die Süße zunächst wieder durch, wird von der kräftigen Eiche aber langsam wieder verdrängt. Die Früchte sind jetzt weniger dunkel und gehen in Richtung Erdbeeren, Aprikosen und Pfirsiche. Diese klingen zusammen mit der Eiche und einer Assoziation von Weingummis nach. Der Abgang ist relativ lang.

Mit Wasser

Die Nase wird deutlich weicher und leichter. Die Früchte sind nun ebenfalls weniger schwer und die Aprikosen setzen sich besser durch. Insgesamt treten die Bourbon-Fässer mit etwas Wasser viel deutlicher hervor. Das Prickeln auf der Zungenspitze wird schwächer, das cremige Mundgefühl bleibt. Die Süße hält sich im Mund und auch während des Abgangs deutlich länger. Die Eiche büßt einiges an Intensität ein, zugunsten der Weingummis. Auch eine zarte Note von Cappuccino kommt hinzu.

Fazit

Wieder eine gelungene Festival-Abfüllung von Bunnahabhain. Sie bietet keine überragende Komplexität und erfindet das Rad auch nicht neu. Stattdessen ist sie einfach nur lecker und macht Spaß. Mit etwas Wasser kann man sie von einer eher herbstlich/winterlichen Abfüllung in eine durchaus sommertaugliche Abfüllung für wärmere Tage verwandeln.  

Wertung: 8,8 / 10

Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Isle of Islay
Alter: 11 Jahre
Alkoholgehalt: 46% Vol.
Fasstyp: Finish für 8 Monate in karibischen Rumfässern
Farbe: Bernstein
Whiskybase ID: 252262

Bei Lagavulin handelt es sich ja traditionell um eine der konservativeren Islay-Destillerien, was die Veröffentlichung von neuen Abfüllungen und Sondereditionen angeht. In Kooperation mit dem amerikanischen Schauspieler Nick Offerman (bekannt vor allem durch die Serie Parks and Recreation) sind seit 2019 allerdings mittlerweile vier Sondereditionen erschienen. Diese zeichnen sich unter anderem durch eine für Lagavulin untypische Fassauswahl aus. So wurde die zweite Offerman Edition z. B. in Guinness-Fässern nachgereift. Bei der vierten, im Frühjahr 2024 neu erschienenen, Edition erfolgte ein Finish des Malts für 8 Monate in Rumfässern aus der Karibik. Handelt es sich dabei nur ein Werbegag oder um eine ernstzunehmende Abfüllung? Finden wir es heraus…

Nase

Wie zu erwarten intensiver und leicht kühlender Torfrauch. Ich werde an ein erloschenes Lagerfeuer mit medizinischen Anklängen und leicht salziger Meeresbrise erinnert. Wenn sich der Rauchschleier nach kurzer Zeit lüftet, strömt eine interessante fruchtige Süße aus dem Glas. Zu den typischen, leicht säuerlichen Zitrusfrüchten des typischen Lagavulin-Charakters gesellt sich eine bunte Mischung reifer, aromatischer Früchte mit einem deutlichen tropischen und auch leicht floralen Touch. Ich finde Birnen, Limetten, Mandarinen, Bananen, gegrillte Ananas und Rohrzucker. Im Hintergrund bauen sich zarte Eichennoten auf, die aber nicht wirklich gegen die anderen Aromen ankommen. Der Rauch geht mit der Zeit etwas zurück, bleibt aber jederzeit spürbar und bindet sich schön in das Gesamtbild ein.

Geschmack

Zunächst nicht so süß wie erwartet. Der Rauch ist sofort präsent, der volle Geschmack baut sich etwas langsamer auf. Auch die Früchte brauchen ein paar Sekunden, um sich im Mund auszubreiten. Wie auch in der Nase finde ich dann einen frischen, tropischen Fruchtmix. Wieder kommen zuerst die leicht sauren Zitrusfrüchte, bevor sich die Süße mit Assoziationen von frischem Obstsalat durchsetzt. Im Vergleich zur Nase sind die Früchte im Mund schwerer voneinander zu trennen. Bananen, Ananas und Mandarinen meine ich herauszuschmecken. Der Rauch tritt gleichzeitig etwas in den Hintergrund. Hinzu kommen leicht angebrannter Karamell und Zuckersirup. Langsam setzt sich schließlich die Eiche durch und bringt Röstnoten von Malz und Brot.    

Abgang

Nach einem kurzen Aufbäumen verblasst die Süße und der Rauch wird wieder intensiver. Auch die Eiche kann sich im Abgang deutlich besser behaupten. Ein zartbitterer Geschmack mit geröstetem Malz und Gewürzen breitet sich im Rachen aus. Die Zitrusfrüchte kommen nach ein paar Sekunden nochmals stärker durch und bleiben zusammen mit gegrillter Ananas und dem Torfrauch zurück. Der Abgang würde ich als mittellang bezeichnen, der Rauch ist noch etwas länger spürbar.

Fazit

Rauchige Islay-Abfüllungen aus Rumfässern gibt es leider sehr selten. Das ist schade, denn der maritime und oftmals rauchige Islay-Charakter harmoniert hervorragend mit dem karibischen Einfluss der Rumfässer. Warum auch nicht, schließlich ist die Karibik auch sehr vom Meer geprägt. Wer bei dieser Abfüllung an Winter und Kaminfeuer denkt, liegt definitiv daneben, denn Lagavulin hat hier einen echten Sommerwhisky geschaffen, der leicht zu trinken ist und einfach Spaß macht.

Wertung: 8,7 / 10

Art: Single Malt
Land, Region: Deutschland, Bayern
Alter: 5 Jahre (2018 – 2024)
Alkoholgehalt: 57,3% Vol.
Fasstyp: Ex-Bourbon und Nachreifung in Ex-Sherryfässern im Solera-System
Farbe: Mahagoni
Whiskybase ID: 249579

Bei dieser Abfüllung handelt es sich um einen Single Malt, der im spanischen Solera-Verfahren nachgereift wurde. Zunächst wurde der ungetorfte Spirit für 3 Jahre in Ex-Bourbonfässern gelagert, bevor er in das von St. Kilian kreierte Solera-System eingebracht wurde. Bei diesem Solera-System durchläuft der Malt drei Stufen, bevor er aus der Solera-Stufe abgefüllt wird. Die jeweiligen Stufen bestehen aus folgenden Fasstypen: Ex-Manzanilla Sherry (Criadera 2, obere Stufe), Ex-Medium Sherry (Criadera 1, mittlere Stufe) und Ex-PX Sherry (Solera, untere Stufe). Aus der unteren Stufe werden immer nur maximal 30% entnommen und mit der jeweils höheren Stufe aufgefüllt. So bekommt der Malt einen Einfluss aller verwendeten Fasstypen.

Ich bedanke mich bei St. Kilian Distillers für die kostenlose Probe. Meine Wertung wird dadurch natürlich nicht beeinflusst.

Nase

Schon vor dem ersten Riechen ahnt man anhand der Farbe, auf was man sich hier einlässt – die volle Ladung Sherry. Sehr intensiver Antritt, mit einem leicht alkoholischen Unterton. Es folgt eine schöne Komplexität mit anfangs noch etwas komprimierten Aromen. Je länger man sich Zeit nimmt, desto mehr trennen sie sich voneinander. Auf der einen Seite finde ich eine üppige Süße mit braunem, karamellisiertem Zucker, sowie getrocknete und frische dunkle Früchte. Vollreife Kirschen stechen heraus, hinzu kommen Rosinen und Datteln. Auf der anderen Seite eine elegante Eichenwürze mit einer zarten Bitterkeit. Ich finde Aromen von geröstetem Getreide, Walnüssen, Cappuccino und Kräuterbonbons. Der Alkohol verfliegt nach ein paar Minuten, etwas Luft tut dem Malt definitiv gut.

Geschmack

Wie erwartet ein sehr starker Antritt auf der Zunge. Der Malt füllt sofort den ganzen Mund mit seiner öligen Konsistenz aus. Wieder sehr viel Sherry und auch wieder sehr süß. Das leichte Prickeln auf der Zungenspitze passt zum vollen Charakter. Die Süße baut sich noch mehr auf, aus braunem Zucker wird zusammen mit der Konsistenz des Malts fast schon eine Art Sirup. Wieder finde ich die reifen Kirschen und auch die Kräuter kommen hinzu. Irgendwo darunter versteckt sich die Eiche, hat aber Mühe sich gegen die Süße und den Sherry zu behaupten. Zusammen mit der Eiche kommt eine Assoziation von Nüssen und Schokolade. Die Schokolade ist nicht wirklich bitter, denn die Süße hält ordentlich dagegen.

Abgang

Süß mit braunem Zucker. Die Früchte werden wieder etwas präsenter und nun finde ich auch Heidelbeeren. Die zarten Eichennoten kommen etwas mehr zur Geltung aber immer noch dezent. Der Abgang ist sehr lang und die Süße bleibt lange dominant. Der Malt will sich nicht verabschieden. Gegen Ende kommt dann doch Zartbitterschokolade durch. 

Mit Wasser

Mit Wasser wird er sowohl in der Nase, als auch auf der Zunge erwartungsgemäß weicher und verliert an Intensität. Die Früchte kommen noch etwas mehr hervor. Ich finde nun auch Anklänge von süßen Zitrusfrüchten mit einem Hauch von Säure.

Fazit

Ein wunderbar komplexer Malt, der das Herz jedes Liebhabers von Sherry-gereiften Malts höherschlagen lässt. Mir gefällt das Zusammenspiel der verschiedenen Sherryfässer. Aufgrund des unterschiedlichen Charakters der einzelnen Fässer ergibt sich eine interessante und ausgewogene Sherry-Mischung.  Ein wenig Wasser tut ihm gut, aber seine Intensität wirkt sich positiv auf die Aromatik aus. Mehr als ein paar Tropfen sollten es meiner Meinung nach nicht sein. Ein tolles Experiment von St. Kilian, das definitiv geglückt ist. Es hat allerdings auch seinen Preis.

Wertung: 8,9 / 10

Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Highlands
Alter: 10 – 11 Jahre (2013 – 2024)
Alkoholgehalt: 46% Vol.
Fasstyp: Ex-Sherry
Farbe: Bernstein
Whiskybase ID: 248764

Pünktlich vor Ostern brachte Glenfarclas die Easter Edition 2024 heraus. Es handelt sich um eine Small Batch Abfüllung mit 3000 Flaschen, deren Fässer alle 2013 befüllt wurden und zum Zeitpunkt der Abfüllung somit 10 bis 11 Jahre waren. Gelagert wurde, wie sollte es bei Glenfarclas anders sein, in ehemaligen Sherryfässern. Über die Art des Sherrys wird keine Angabe gemacht, erfahrungsgemäß ist jedoch von Oloroso Sherry Fässern oder zumindest einem hohen Anteil davon auszugehen.

Nase

Ein volles Aroma aber trotzdem leicht und frisch. Intensive Sherrynoten verbinden sich mit einer tollen Süße. Auch wenn der Charakter auf den ersten Blick eher auf der trockenen, würzigen Seite ist, habe ich nach ein paar Sekunden eine üppige Süße von Früchten und karamellisiertem braunen Zucker in der Nase, die mir nur von Geruch alleine das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Die Früchte sind keine dunklen und schweren Sherry-Früchte, sondern Rosinen, sowie reife Aprikosen und Birnen. Dann kommt die Eiche mit würzigen und zartbitteren Holznoten. Ich finde jetzt auch dunkle Schokolade (70 bis 80%). Die Süße gibt sich jedoch nicht so einfach geschlagen und bietet immer noch einen interessanten Gegenpol.

Geschmack

Der Antritt auf der Zunge ist sehr süß mit einem vollen und öligen Mundgefühl. Sofort kommen wieder die frischen gelben Früchte. Von schwerem Sherry ist hier erstmal keine Spur. Der Sherry ist definitiv präsent, allerdings eher leicht und schön in das Gesamtbild eingebunden. Das Fass schiebt sich nun etwas nach vorne und bringt Eiche und Gewürze mit etwas Pfeffer, sowie dunkler Schokolade. Die Früchte werden vom Charakter ebenfalls dunkler und verändern sich in die Richtung von Beeren (Erdbeeren, Stachelbeeren).

Abgang

Die Süße hält ordentlich dagegen und verbleibt relativ lange. Gleichzeitig baut sich Marzipan auf und ein Hauch von Zimt kommt hinzu. Die Schokolade wird mit der Zeit intensiver und entwickelt sich von süßer Vollmilchschokolade so wie die Süße abklingt zu hochprozentiger Schokolade mit einer deutlichen Bitterkeit. Hinzu kommen wie erwartet Eichennoten, aber dezent und angenehm. Das Mundgefühl wird etwas trockener und gegen Ende drücken sich die Früchte wieder etwas in den Vordergrund. Das Gefühl im Rachen erinnert mit deutlichen Birnen etwas an Williams Christ.

Fazit

Wo Glenfarclas drauf steht ist auch Glenfarclas drin. Wie erwartet bekommt man auch mit der Easter Edition 2024 einen schönen und runden Sherryfass gereiften Single Malt. Eine Sherrybombe sollte man allerdings nicht erwarten. Süße Noten verbinden sich mit einer tollen Frucht und zarter Eiche. Insgesamt sehr lecker und ausgewogen und tatsächlich irgendwie passend zur Oster-Saison. 

Wertung: 8,6 / 10

Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Isle of Raasay
Alter: Ohne Altersangabe
Alkoholgehalt: 59,3% Vol.
Fasstyp: 1st Fill Chincapin Oak & 1st Fill Ex-Oloroso Sherry
Farbe: Heller Bernstein
Whiskybase ID: 195904

Diese Abfüllung, von der nur 573 Flaschen abgefüllt wurden, besteht aus einer Melange zweier Fässer. Neben einem erstbefüllten Ex-Oloroso Sherry Fass wurde ein frisches Fass aus Gelber Eiche (Quercus muehlenbergii, auf Englisch „Chincapin Oak“) verwendet. Diese Art der Eichen ist für die Lagerung von Whisky eher untypisch, wird aber von der experimentierfreudigen Raasay Distillery gerne für verschiedene Einzelfass- oder Small Batch Abfüllungen verwendet. Verwendet wurde getorfter Brand, die Abfüllung erfolgte mit kräftigen 59,3% Vol. Alkohol.

Nase

Als ich das erste Mal rieche, steht der Malt schon ein paar Minuten im Glas. Das Aroma ist intensiv mit Eindrücken von Torfrauch, Eiche und einer subtilen Süße. Der kräftige Alkohol hält sich sehr zurück, nur ein leichtes Kribbeln in der Nase lässt erahnen, dass man es hier mit Fassstärke zu tun hat. Für fast 60% aber überraschend harmlos. Der Rauch (Lagerfeuer, etwas speckig) ist super eingebunden und wird angenehm von den anderen Aromen umspielt. Typische Sherrynoten wie Trockenfrüchte und Nüsse kommen hervor. Auf der anderen Seite ein leicht cremiges Gefühl mit Salzkaramell, Toffee und gelben Früchten (Pfirsiche, Aprikosen). Die Eiche drückt mit Holznoten, Gewürzen und Kräuterbonbons hinterher. Nach dem ersten Probieren kommt Malz und Getreide hinzu.

Geschmack

Hier kommt dann doch der Alkohol durch und bringt ein schärfliches Kribbeln auf die Zunge, das sich sogleich im ganzen Mund ausbreitet. Dahinter folgen schwere, süße Weinnoten und ein cremig-öliges Mundgefühl. Wieder meine ich den Einfluss beider Fässer schön ausgewogen zu spüren. Auf der einen Seite wieder Karamell, Toffee und frische, süße Früchte. Auf der anderen Seite deutlicher Sherry mit Trockenfrüchten, sowie ein Hauch von Kaffee. Zum Abgang hin wird es im Rachen etwas bitter und trockener. Die Süße geht zurück und die Eiche setzt sich durch. Der Rauch ist auch im Mund schön eingeflochten, steht hinter den anderen Geschmäckern aber eher etwas im Hintergrund. 

Abgang

Zunächst noch leicht süß mit Kräuterbonbons und Rosinen, dann bitterer werdend, so wie die Eiche die Oberhand gewinnt. Auch der Rauch drückt sich nochmal in den Vordergrund und verblasst im mittellangen Abgang zusammen mit zartbitterer Eichenwürze, einem Hauch Sherry und Weingummis.

Mit Wasser

Deutlich leichter und süßer in der Nase. Keine schweren Weinnoten mehr, sondern ein Mix frischer Früchte. Die Eiche bleibt deutlich präsent, verbindet sich schön mit dem Rauch. Im Mund setzen sich diese Eindrücke fort. Weich und ölig belegt der Malt die Zunge. Die Süße scheint ebenfalls präsenter zu sein, das Mundgefühl ist teilweise sogar sirupartig. Die Eiche und der Rauch halten aber ordentlich dagegen. Auch im Abgang bleibt die Süße länger im Vordergrund.

Fazit

Toll, was die Raasay Distillery mit einem ordentlichen Fassmanagement aus vermeintlich jungen Malts an Aromatik rausholt. Wie zu erwarten stehen hier natürlich die verwendeten Fässer und Hölzer im Vordergrund, allerdings wirkt der Malt keineswegs von Sherry und Eiche erschlagen. Das Ganze fügt sich mit dem Torfrauch und Brennereicharakter zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Auf jeden Fall mit Wasser experimentieren!

Wertung: 8,6 / 10

Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Highlands
Alter: 15 Jahre
Alkoholgehalt: 53,7% Vol.
Fasstyp: Ex-Oloroso Sherryfässer
Farbe: Bernstein
Whiskybase ID: 72508

Nase

Sherry! Alter, muffiger Sherrygeruch. Sehr erdig, mit einer Assoziation von feuchtem Keller. Dazu zarte Eichennoten und Lebkuchengewürz. Zunächst ist der Alkohol wenig zu spüren, dann bekomme ich ein leichtes Kribbeln in die Nase. Nach kurzer Zeit wird es fruchtiger mit Pflaumen und Bratäpfeln. Der Charakter ist eher auf der trockeneren Seite angesiedelt, nach ein paar Minuten wird er aber deutlich süßer. Gleichzeitig wird die Eiche auch präsenter und bringt sogar einen leicht bitteren Eindruck. Begleitet wird der Geruch immer von einem Hauch von Schwefel.

Geschmack

Der Antritt auf der Zunge ist wesentlich süßer als es die Nase vermuten lässt. Der Alkohol kommt mit voller Breitseite – hier lohnen sich definitiv ein paar Tropfen Wasser. Das Mundgefühl ist zunächst noch sirupartig süß, wechselt dann aber in Richtung fruchtig-herb mit Erdbeeren, Trockenfrüchten (vor allem Äpfel) und Eiche. Die Eiche baut sich langsam auf und wird zum Abgang hin stärker. Nussige Noten von gerösteten Mandeln, sowie Zartbitterschokolade kommen hinzu.

Abgang

Für einen kurzen Moment angenehm süß, dann schlägt das Gefühl schnell um. Der Mund wird trockener und zieht sich zusammen. Die Eiche kommt zusammen mit einer zarten Bitterkeit. Auch die Äpfel und Weihnachtsgewürze bleiben noch eine Weile zurück. Die Eiche intensiviert sich und ist schließlich das Letzte was zurückbleibt.

Mit Wasser

Mit Wasser habe ich sowohl in der Nase, als auch auf der Zunge ein viel weicheres und angenehmeres Gefühl. Die Süße kommt viel besser zur Geltung und steht nun besser mit den zartbitteren Holznoten im Gleichgewicht. Diese sind zwar trotzdem noch präsent, kommen aber etwas zeitversetzt und nicht mehr so dominant. Definitiv mit Wasser probieren!

Fazit

Ein Sherry-Malt wie man ihn kaum noch findet. Hier handelt es sich definitiv nicht um „Seasoned Casks“, sondern um Sherryfässer der alten Schule. Entsprechend dominant ist der Sherry natürlich auch und harmoniert gut mit zartbitteren Holznoten. Den leichten Schwefelschleier könnte man als Fehlnote ansehen, wirklich gestört hat er mich aber nicht.

Wertung: 8,6 / 10

Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Speyside
Alter: 11 Jahre (2010-2021)
Alkoholgehalt: 46% Vol.
Fasstyp: Sherry Cask Finish
Farbe: Dunkler Bernstein
Whiskybase ID: 189997

Nase

Sehr fruchtig und direkt auch würzig. Ich stelle mir ein altes nasses Sherryfass vor. Trockenfrüchte wie Rosinen und Datteln treten hervor. Dann geht die Würze etwas zurück und bindet sich besser ein, zugunsten von teilweise karamellisiertem braunem Zucker, eingelegten Kirschen und säuerlichen Johannisbeeren. Die Früchte scheinen sich durchsetzen zu wollen. Spätestens nach dem ersten Schluck wird die Würze des Fasses wieder präsenter mit deutlichen Eichennoten, Pfeffer und einer subtilen Kräuternote. Das erinnert mich zusammen mit dem brauen Zucker etwas an Kräuterbonbons.

Geschmack

Es beginnt mit süßem und schwerem Sherry. Sehr ölige Textur und stark den Mund wässernd. Dann folgt zunächst ein leichtes Prickeln auf der Zungenspitze, das sich in ein paar Sekunden zu einer richtigen Pfeffernote entwickelt. Es kommen Beeren und wieder Trockenfrüchte. Mit der Zeit wird das Mundgefühl in Richtung Rache zart bitter. Eichennoten kommen hinzu, zu dem Pfeffer gesellen sich weitere Gewürznoten. Das Ganze geht schließlich über in Haselnüsse, Marzipan, dunkle Schokolade und sogar Espresso.

Abgang

Zunächst ein letztes Aufbäumen der Süße, dann die volle Ladung Eiche und generell Holz. Die dunkle Schokolade kommt wieder hinzu. Zusammen mit der deutlichen Bitterkeit würde ich ihr mehr als 80% Kakaoanteil geben. Dunkle Früchte (Waldfrüchte) kann ich auch noch finden, können sich aber gegen die Eiche kaum durchsetzen.

Fazit

Eine richtige Sherrybombe, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Oloroso Sherry. Vermutlich handelte es sich vor dem Finish um ein schwaches Bourbonfass. Davon ist allerdings nicht viel übriggeblieben. Viel mehr Fasseinfluss geht nicht, bevor der Malt zu holzig wird. Für meinen Geschmack ist es schon grenzwertig.

Wertung: 8,4 / 10

Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Campbeltown
Alter: Ohne Altersangabe
Alkoholgehalt: 46% Vol.
Fasstyp: Amerikanische Eiche Ex-PX Sherryfässer
Farbe: Bernstein
Whiskybase ID: 212766

Nase

Ein intensiver Antritt mit schwerem und leicht muffigem Sherryaroma. Sofort finde ich Trockenfrüchte (Rosinen). Es wird etwas süßer mit Honig und eingelegten Kirschen. Das Aroma erinnert jetzt etwas an Rumtopf. Dann kommen würzige Eichennoten durch und die Nase wird allgemein etwas säuerlicher. jetzt erinnern die Kirschen eher an frische Sauerkirschen. Die Eiche bringt eine Assoziation von dunkler Schokolade (> 80% Kakaoanteil).

Geschmack

Zunächst sehr süß mit viel Sherry und wieder leicht muffig. Die Rosinen kommen hinzu, ebenso wie die Kirschen, ergänzt durch säuerliche dunkle Beeren. Die Eiche kann sich gegen die Süße nicht wirklich durchsetzen, bleibt aber mit einer zarten Bitterkeit und dunkler Schokolade stets präsent. Insgesamt erinnert mich der Geschmack etwas an Schwarzwälder Kirschtorte.  

Abgang

Auch im Abgang bleibt der Eindruck süß und auch die Kirschen halten sich. Die Eiche mit ihrer zarten Bitterkeit und der dunklen Schokolade wird mit der Zeit erwartungsgemäß präsenter. Marzipan kommt hinzu. Das erinnert mich an Dominosteine, wie es sie zu Weihnachten bei uns zu Hause oft gab. Insgesamt mittellang und schön harmonisch und ausgewogen. 

Fazit

Ein einfach zu trinkender und trotzdem sehr leckerer Herbst-/Wintermalt. Um bei den ganz Großen mitzuspielen mangelt es ihm aufgrund des wahrscheinlich relativ jungen Alters etwas an Komplexität. Das Preis-Leistungsverhältnis ist allerdings fast unschlagbar.

Wertung: 8,4 / 10

Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Speyside
Alter: 10 Jahre (2010-2022)
Alkoholgehalt: 46% Vol.
Fasstyp: First Fill Ex-Bourbon
Farbe: Helles Gold
Whiskybase ID: 203877

Bei Abfüllungen der Contrasts-Serie experimentiert Benromach mit verschiedenen Änderungen im normalen Herstellungsprozess ihres Whiskys und den verwendeten Rohstoffen. Bei dieser Abfüllung wurde zusätzlich zum standardmäßig verwendeten leicht getorften Malz zusätzlich Malz der Sorte Cara Gold verwendet, welches häufig beim Brauen von Bier zum Erzeugen eines charakteristischen Karamell- und Toffee-Aromas eingesetzt wird.

Nase

Los geht’s mit angenehmer süße und einem leicht medizinischen Torfrauch. Dieser bringt ein kühlendes Gefühl in der Nase. Dann kommt eine deutliche Karamellnote, sowie weißer Pfeffer. Es wird fruchtiger mit sauren Zitrusfrüchten und Granny Smith Äpfeln, ergänzt durch einen Hauch von aromatisch-süßen Früchten (Pfirsiche) und zarten floralen Noten. Mit der Zeit wird das Aroma zunehmend würziger und sogar leicht bitter mit Getreidenoten. Nach dem ersten Probieren wird die Karamellnote gefühlt noch stärker und präsenter. 

Geschmack

Angenehm weich und ölig breitet sich der Malt im Mund aus. Sofort kommt aber ein Prickeln auf der Zunge hinzu – der Pfeffer kommt durch. Im Mund ist er allgemein sehr süß mit einer sehr dichten Konsistenz. Fast schon zum Kauen. Süße und aromatische Früchte mit einem exotischen Touch dominieren. Sofort fallen mir reife Mangos ein. Zitrusfrüchte sind nur noch zu erahnen. Nach einigen Sekunden wird es etwas würziger, Karamellkekse kommen hinzu. Auch die leichte Bitterkeit aus der Nase breitet sich wieder aus. Die zugehörigen Eichennoten suche ich aber vergebens. Der Rauch geht bei diesem intensiven Geschmack fast unter.

Abgang

Die Karamellkekse stehen zunächst im Vordergrund, dann meldet sich der Rauch wieder zu Wort. Die Früchte gehen relativ schnell zurück, es wird etwas bitter. Auch hier ohne wirklichen Einfluss von Eiche. Der Abgang hält sich relativ lange im Rachen und hinterlässt einen leicht kühlenden Eindruck wie ich es etwa von Mentholbonbons kenne. Der Rauch hält sich lange und exotische Früchte sind am Ende wieder wahrzunehmen.

Fazit

Wieder einmal eine gute Abfüllung aus dem „Chemiebaukasten“ von Benromach. Der Einfluss des Karamellmalzes ist wie erwartet deutlich zu spüren. Die undefinierbare Bitterkeit ohne Verbindung mit Holznoten der Eiche stört mich etwas, bewegt sich aber noch in einem akzeptablen Rahmen.

Wertung: 8,6 / 10

Art: Single Malt
Land und Region: Schottland, Lowlands
Alter: Ohne Altersangabe
Alkoholgehalt: 47% Vol.
Fasstyp: First Fill Ex-Bourbon und First Fill Ex-PX Sherry
Farbe: Bernstein
Whiskybase ID: 205355

Diese Abfüllung wurde ausschließlich aus getorftem Destillat der Brennerei Bladnoch kreiert. Verwendet wurden zum einen erstbefüllte Ex-Bourbon Fässer, die bereits 2009 befüllt wurden, zum andern erstbefüllte PX Sherryfässer, die nach der Umbauphase 2017 befüllt wurden. Der Name „Alinta“ kommt aus der Sprache der australischen Ureinwohner und bedeutet soviel wie „Feuer“ oder „Flamme“.

Nase

Los geht es süß mit einer ordentlichen Portion Torfrauch. Dieser erinnert mich an eine Mischung aus Räucherspeck und Lagerfeuer. Es braucht ein wenig Zeit, bis sich die Nase daran gewöhnt hat und auch andere Aromen durchlässt. Es kommen schwere Weinnoten mit Kirschen und Trockenfrüchten (Pflaumen und Rosinen), sowie eine typische Rumtopf Note. Dann wird das Gefühl etwas herber mit zarten Eichennoten und Kräuterbonbons. Schließlich kommen auch etwas leichtere, frische Aromen der Bourbonfässer durch. Ich finde säuerliche Zitrusfrüchte, Sauerteigbrot und ein Hauch Karamell. Ergänzt wird das ganze durch eine subtile florale Komponente.

Geschmack

Ein ruhiger Antritt, die Süße und der speckige Rauch bauen sich langsam auf. Das Mundgefühl ist sehr angenehm und weich, man könnte den Malt ewig im Mund behalten. Die Trockenfrüchte sind wieder präsent, sowie Kirsch- und Pflaumenkuchen und allgemein eine Assoziation von Süßgebäck mit Mandeln. Die Zitrusfrüchte sind auf der Zunge eher süß als sauer. Im Hintergrund finden sich zarte Eichenoten und je länger man ihn im Mund behält, desto mehr baut sich hinten auf der Zunge eine leichte Bitterkeit auf.

Abgang

Der Abgang ist ebenso weich und angenehm wie der Antritt. Die Süße verblasst, die Früchte halten sich noch etwas länger im Rachen. Ich finde die Kräuterbonbons aus der Nase wieder. Der Rauch wird nach und nach immer dominanter und ist schließlich das Letzte was im Rachen verbleibt. Dort hält er sich allerdings überraschend lang.   

Fazit

Ein sehr gelungener Malt und ein weiterer Beweis dafür, dass man bei Bladnoch sein Handwerk versteht. Die Fässer harmonieren gut miteinander, auch wenn es für den Bourbon etwas schwierig ist, sich gegen den schweren PX Sherry durchzusetzen. Auch wenn die Abfüllung kein Alter trägt, kommt sie mir sehr reif und gesetzt vor. Für diesen Malt sollte man sich definitiv Zeit lassen.

Wertung: 8,9 / 10