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Tag 1: Anreise nach Edinburgh

Die Tatsache, dass ich knapp zwei Wochen nach der Heimkehr von meiner Segelreise direkt wieder in Schottland lande, ist viel mehr Zufall als lange Planung. Diese Reise war sehr spontan und kurzfristig auf eigene Faust geplant. Erfrischend anders im Vergleich zu meinen bisherigen Reisen nach Schottland.

Der Grund, warum wir uns bei diesem Kurztrip für die Hauptstadt Edinburgh entschieden haben, ist unter anderem dieser, dass ich nach mittlerweile zwei Reisen nach Schottland vom schottischen Festland noch nicht sehr viel mehr als die Flughäfen in Glasgow und Edinburgh gesehen habe. Dass Edinburgh mehr als eine einfache Hauptstadt mit Flughafen ist, ist vielen sicher bereits aus Film und Fernsehen bekannt. In diesem Reisebericht werde ich versuchen, den Reiz von Edinburgh als eigenes Reiseziel etwas näher zu beschreiben. Dabei wird es sich zum ersten Mal nicht hauptsächlich um Whisky, sondern auch um Geschichte und Kultur drehen. Ganz gefehlt hat der Whisky aber natürlich auch bei dieser Reise nicht.

Wir kommen nachmittags am Flughafen in Edinburgh an und entschlossen uns, ein Taxi zu unserer Unterkunft zu nehmen. Da wir nur an einem Tag dieser Reise planen aus Edinburgh herauszufahren, war ein Mietauto für unseren Aufenthalt nicht rentabel. Leider haben wir bei unserer Taxifahrt das Pech, in den nachmittäglichen Berufsverkehr zu geraten. Auch wenn unsere Unterkunft etwas außerhalb der Innenstadt und dadurch relativ nah am Flughafen liegt, dauert es doch einige Zeit, bis wir endlich ankommen. Als Unterkunft haben wir vor Reisebeginn das Cluaran House gewählt, ein kleines, familiengeführtes B&B. Entschieden haben wir uns dafür aufgrund der Lage im Verhältnis zum sehr fairen Preis. Wir liegen damit zwar nicht direkt in der Innenstadt, bezahlen deshalb aber auch keine überteuerten Touristenpreise für die Übernachtung mit Frühstück. Mit 20 bis 30 Gehminuten ist die Innenstadt aber auch zu Fuß gut zu erreichen und man sieht auf dem Weg auch ein paar Ecken der Stadt, die einem sonst entgehen würden.

An diesem Abend gab es allerdings nicht mehr viel zu sehen, denn nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben, ist es nebelig und beginnt bereits zu dämmern. Egal in welcher Gesellschaft, zu welchem Zweck und in welcher Gegend in Schottland man unterwegs ist, der Abend endet irgendwie doch immer im Pub. Vielleicht liegt das nur an mir, aber ich würde sagen es liegt viel mehr an der dortigen Pub-Kultur. Anders als die Kneipe um die Ecke, in die man in Deutschland geht um einen „Absacker“ zu trinken, sind die Pubs in Schottland, unabhängig davon wo sie gelegen und wie groß sie sind, immer etwas Besonderes. Von der urigen Einrichtung, über die (Live-)Musik, bis hin zur üppigen Getränkeauswahl, haben die Pubs deutlich mehr Charme, als die typischen Kneipen in Deutschland (vor allem auf dem Land). Das kann man jetzt als Kritik an Deutschland auffassen, ich würde es aber eher als Lob an die schottische Pub-Kultur sehen. Lange Rede, kurzer Sinn: Wir waren an diesem Abend im Pub. Dazu geführt hat auch ein weiterer positiver Aspekt von schottischen Pubs, und zwar das Essen. Bei den Pubs handelt es sich nicht nur um Kneipen, sondern auch um Restaurants. Man darf zwar keine „Haute Cuisine“ erwarten, aber Burger schmecken zu einen Pint Bier auch wesentlich besser, als Hummer oder Kaviar (denke ich zumindest). Schlecht gegessen habe ich bisher noch in keinem Pub. Unser Pub der Wahl an diesem Tag ist die Golf Tavern, deren großer Vorteil für uns der relativ kurze Fußweg ist. Damit hatten wir definitiv eine gute Wahl getroffen, denn die Bewirtung war super.

Aber nun genug der Lobeshymnen auf die schottischen Pubs, wir sind ja nicht nur zum Essen und Trinken hier. Auch der Heimweg durch die dunkeln und nebeligen Gassen von Edinburgh, vorbei an Häuserreihen mit dunklen Fassaden und vielen Schornsteinen, ist auf eine eigene Art und Weise ein Erlebnis. Auch wenn ich mich dort nachts keinesfalls unsicher fühle, erinnert mich diese Kulisse etwas an London und es fühlt sich an, als ob Jack The Ripper gleich um die Ecke kommt, oder zumindest Mary Poppins mit ihrem Regenschirm. Das passiert aber natürlich nicht und wir kommen schließlich wohlbehalten, satt und zufrieden in unserem Bett an.